Tour ´07 Leibnitz – Pisa 1002km / 6840 hm
7.7.2007 um 7:07 Uhr ist es wieder soweit. Der URC-Leibnitz startet zu seiner 5. Radfernfahrt.
Nach Rom, Paris, San Remo und der Österreichrundfahrt zieht es uns dieses Jahr nach Pisa.
Es sollte nicht die kürzeste Strecke werden, sondern das Radfahrerherz höher schlagen lassen. So sollte sowohl der sportliche Anspruch nicht zu kurz kommen, aber auch für das Auge und natürlich für den Gaumen gut gesorgt sein.
Am 7.7.07 um 7 Uhr 7 Minuten startet also der Tourtross mit insgesamt 14 Teilnehmern, wobei 2 leider die Begleitfahrzeuge pilotieren müssen, sie werden aber von Kollegen abgelöst sodass auch sie im Schnitt auf 500 km Gesamtleistung kommen. Die erste Etappe führt uns, wie schon des öfteren über den Radlpass in Richtung Dravograd, Lavamünd und weiter nach Bleiburg. Kurz vor Eisenkappel verlassen wir die bekannten Strecken
um für die meisten Radfahrerisches Neuland zu befahren. Es führt über Zell, immerhin auf rund 760 m Seehöhe
gelegen über Hermagor zum Faaker See. Am Ende dieser bei sehr schönem Wetter gefahrenen Etappe blicken wir auf 180 km und 1610 hm zurück. Das Quartier, Radhotel in Drobollach, sorgte für hervorragende Kost, die Zimmer waren na ja, Kategorie es geht. Da wir noch reichlich Zeit am Faaker See hatten, nutzten einige diese um im Faaker See ihre müden Muskeln aufzulockern. Der Respekt vor der am nächsten Tag anstehenden Etappe war jedem anzumerken.
8.7.2007 Königsetappe über Wurzenpass, Vrsic-Pass, Passo Timanea nach Spilimbergo.
Wir rollen uns kurz ein um über Arnoldstein zur Wurzenpass-Straße zu kommen. Erst sanft, dann immer steiler werdend wissen wir nun was rund 500 Höhenmeter mit 18 bis 20 % Steigung bedeuten, die Breite der Straße sorgt nicht gerade dafür sich schnell zu fühlen, erstmals weiß ich meine hervorragende Übersetzung zu schätzen
(30-29) ist zwar eher was fürs Moutainbike, aber Muskeln, Sehnen und Gelenke wissen es zu schätzen wenn ich
meine 80 kg aufs Pedal drücke. Mit Disziplin und leise erreichen alle erfolgreich die Passhöhe, denn der Vrsic-Pass mit permanent rund 14 % Steigung, manchmal etwas mehr, auf über 1600 Meter Seehöhe führend auf einer schmalen, teilweise über Kopfsteinpflaster führenden Straße liegt nebst weiterem Pass noch vor uns. Wir fahren
gemächlich ab Richtung Krajnska Gora, um sofort den Vrsic in Angriff zu nehmen. Die Gruppe zerfällt sofort,
den hier gilt für mich in erster Linie, oben Ankommen und die Etappe ist beinahe geschafft (es fehlen dann zwar noch 80 Kilometer, aber kein Vergleich zum bisherigen). Entgegen der allgemeinen Erwartung, dass der Vrsic beinahe unbesiegbar wäre, kurbeln alle beinahe locker auf die Passhöhe, allgemein war das Empfinden, nach dem Wurzenpass gibt’s nicht steileres mehr. Auf der Passhöhe gibt’s eine nette Überraschung, Manfred Menhart erwartet uns wie versprochen mit Mineralwasser um uns zu verpflegen. Runderfahren war letztlich fasst unangenehmer, denn durch den langsamen Autoverkehr welcher durch die engen Straßen nicht zu überholen war mussten wir dauernd Bremsen sodass bereits die Hände schmerzten. Die angekündigte Labesstation in Bovec war letztlich doch weiter weg als erwartet, ich musste aufpassen keinen „Hungerast“ zu bekommen, da ich bereits fix mit Spagetti und Co rechnete. Ein Müsliriegel und kräftige Schlucke Kohlehydrate retteten mich zur Labesstation. Hier wechselten die Begleitfahrzeugfahrer auf die Fahrräder. Die Kilometer durch das wunderschöne Soccatal und weiter durch das Naturschutzgebiet über den Passo Timaneo waren eine richtige Augenweide, welche wir uns bei gemächlicher Fahrt nicht entgehen haben lassen. Bei der Abfahrt vom Passo Timaneo überraschte uns ein Tunnel, so finster wie ein Bärenarsch in der Nacht. Trotz montiertem Licht konnte ich Reinhard nur durch sein Gerede orten, letzten Endes kam aber jeder wieder gesund aus dem Tunnel. Weiter über Tarcento und San Daniele fahren wir Richtung Spilimbergo. Friaul zeigt sich von seiner schönsten Seite, der zu überquerende Tangliamento fließt türkisgrün und Kinder springen von Felsen in das Wasser, am liebsten würden wir mitmachen, aber Hunger und Durst treiben uns zu unserem Quartier da Afro nach Spilimbergo. Sehr schöne Zimmer und ein hervorragendes italienisches Essen ist die Belohnung dieser anstrengenden Etappe. Zum Besichtigen bleibt leider keine Zeit, wir sind leider erst um 18.30 Uhr angekommen.
155 Kilometer, 2450 Höhenmeter stehen am Polar.
9.7.2007 Wir wissen es schon im vorhinein, es wird weit und es gibt viel Verkehr, also versuchen wir über Nebenstraßen nach San Bonifacio zu kommen. Es kommt wie es kommen soll, viel Verkehr, Gegenwind und am Ende des Tages sehen wir 217 Kilometer und 535 Höhemeter am Tachometer. Wir radelten über Aviano, hier gibt es den berühmten Ami-Luftwaffenstützpunkt, Conegliano an den Bergen haltend Richtung Vicenca, fahren durch die Stadt und dann weiter nach San Bonifacio. Grundsätzlich kann man diese Gegend nicht wirklich zum Radfahren empfehlen, es gibt einfach zuviel Verkehr. In San Bonifacio die nächste Überraschung, unser Hotel wurde umbenannt, erst nach mehreren falschen Richtungsempfehlungen Einheimischer entscheide ich mich das Reisebüro anzurufen, dieser informiert uns, das aus dem Hotel Soave das Hotel Bologna geworden ist. Mit den Nerven schon etwas Blank kommen wir kurz vor dem drohenden Unwetter im Hotel an. Ankunftszeit: Wieder 18.30 Uhr. Das Hotel überrascht mit 2,8 Meter breiten und 2 Meter langen Betten. Also da hat Mann/Frau ganz schön viel Platz J. Das Abendessen im hoteleigenen Ristorante war günstig und ausgezeichnet. Blos die Bezahlung führte zu leichten Schwierigkeiten, weil sich die an der Tafel sitzenden nicht einigen konnten. Aber wir haben was gelernt daraus. Den Rest der Tour wurde nur noch an 4erTischen getafelt.
10.7.2007 Ruhetag 140 Kilometer und 190 Höhenmeter
Ruhetage sehen nicht immer gleich aus, aber in Summe weniger weit und weniger Höhenmeter. Die Strecke von San Bonifacio nach Monticelli Terme bei Parma war schnell absolviert und führte uns über teils sehr verkehrsarme Straßen. Kurz nach Mantova teilte sich die Gruppe in exakt 2 6er Gruppen, Ergebnis von 2 verschiedenen besprochenen Routen. Nach weiteren 50 Kilometern und der Labe der jeweiligen Gruppe trifft man sich wieder kurz vor Parma um gemeinsam die letzten Kilometer nach Monticelli Terme zu absolvieren. Die Zimmer sind wieder einwandfrei und das Essen in der nahe gelegenen Pizzeria war auch hervorragend. Auch dieser Tag wurde wieder bei wunderschönen Wetter vollbracht. Ein Gewitter am Abend in den Bergen von Parma lassen herrliche Wolkenbilder entstehen, welche nicht nur wir, sondern auch die Italiener vor der Pizzeria bewundern (die alten Künstler Italiens hätten nicht schöner malen können).
11.7.2007 Der Tag der Appeninüberquerung beginnt wie jeder Tag dieser Tour, wolkenlos, angenehme Temperaturen und ein ganz ordentlicher Gegenwind. So starten wir auch dieses mal von Monticelli Terme und versuchen Parma zu umfahren um anschließend Richtung Passo die Bocca zu radeln. Es läuft eigentlich ganz ordentlich, zumal unser Begleitfahrzeug die „Führung“, sprich „Orientierung“ übernommen haben. Die Umfahrung von Parma fällt nicht ganz leicht und es herrscht reger Verkehr, doch je weiter wir den Appenin erklimmen, desto weniger Verkehr belastet uns. Die Thermik ist günstig, so dass wir talaufwärts ordentlich Gas geben können. Gegen Mittag machen wir kurz vor der Passhöhe Mittagspause und stärken uns bei Pizza und Spagetti.
Die Auffahrt zum Appenin wird recht frisch, zumal wir in einen 10minütigen Regenschauer geraten. Gerade soviel, dass sogar meine Zehen die Nässe zu spüren bekommen. Auf der Passhöhe in 956m Seehöhe ist auch das Wetter wieder schön, aber 12 Grad ist nicht gerade hochsommerlich, sodass wir uns nicht sehr lange aufhalten und rasch an die ligurische Küste nach Cavi abfahren. Die Abfahrt ist erste Sahne, flottes Tempo ohne oft Bremsen zu müssen und nach rund 20 Kilometern sind wir auch schon am Meer und in unserem Etappenziel Cavi. Erstmals können wir unseren Feierabend am Strand verbringen, wobei einige von uns ihren Prachtkörper an der Promenade so richtig zur Geltung gebracht haben. Das Quartier war schon sehr mediterran, womit eher dürftig gemeint ist. Das Essen war wohlschmeckend und die Wirtin lies sich dafür ordentlich bezahlen. Sie war in anderen Umständen, also muss sie ja auch für 2 verdienen. Statistik: 165 Kilometer und 1210 Höhenmeter
12.7.2007 Finale Grande, 154 km und 845 hm, die letzte Etappe vorbei am Küstengebiet Chinque Terre ist wirklich empfehlenswert. Die Küstenstraße bietet grandiose Ausblicke auf das bis zu 750 Meter tiefer liegende Meer. Wir gönnen uns kurz vor dem höchsten Punkt eine nicht geplante Pause und genießen dieses schöne Panorama. Ligurien vom schönsten. „Leider“ hat nur Sepp Ferenz eine Defekt der ihn zwingt gemeinsam mit Heinz Weswaldi die schönen Städtchen in Chinque Terre zu besuchen. Im nachhinein berichten beide begeistert von der Schönheit dieser Küstenregion. Die restliche Truppe genießt diese Etappe, wie es bei einer Tour de France üblich ist, nur ohne Doping, mit einer gemächlichen Ausrolletappe. Vorbei an La Spezia fahren wir die Küstenpromenade Richtung Parma. In Marina Massa treffen wir auf die per Auto nachkommenden Frauen und Kinder. Die Meeresbrise lässt uns das Essen in einer Pizzeria in der Marina noch besser schmecken. Die letzten Kilometer vor Pisa sind zwar wieder sehr verkehrsreich, aber das nehmen wir gerne in Kauf. In Pisa angekommen hilft uns ein freundlicher Carabiniere in holpriger englischer Sprache unser Hotel zu finden, gut erklärt, sind wir ohne uns zu verirren in wenigen Minuten in unserem Kloster, welches jetzt als Hotel geführt wird. Santa Croce ist wirklich ein nettes Hotel mit tollem Flair. Nach dem Einchecken fahren wir noch mit dem Rad zum schiefen Turm um erstens ein schönes Gruppenfoto zu schiessen und zweitens unser Kilometerergebnis 4-stellig, nämlich 1002 km, zu machen. Ein tolles Abendessen in einem Nudelristorante ist die Belohnung dieser Etappe. Nach dem Abendessen spazieren wir noch durch die Altstadt Pisas und besichtigen, Turm, Dom und Piazza schön beleuchtet und ohne den am Tag herrschenden Gedränge.
13.7.2007 Ein hervorragendes Frühstück begrüßt uns am letzten Tag dieser Reise. Gleich danach um 8.30 Uhr werden die Fahrräder verladen um anschließend nochmals die Stadt Pisa in aller Ruhe zu besichtigen.
Gegen Mittag verlässt unser Begleitfahrzeug mit den Fahrrädern Pisa um am gleichen Abend wieder zuhause zu sein. Einige bleiben noch einige Tag in Italien um mit Familie oder Partner zu urlauben. Die restlichen 8 nehmen
den Zug um am nächsten Morgen bereits um 8.20 Uhr in Leibnitz zu sein.
Petra Neuhold, Heinz Weswaldi, Josef Ferenz, Reinhard Krampl, Erwin Dietrich, Didi Mihalitsch, Willi Gruber Karl Krassnitzer und Bernd Mathy sind die gesamte Strecke erfolgreich gefahren.
Peter Neuhold, erfolgreicher Teilnehmer bei Trondheim – Oslo spürte noch die Nachwehen dieses Abenteuers und musste einen Tag aussetzen.
Ricky Bauer, Sandra Mathy, Michael Trabi und Heinz Mathy wechselten sich in den Begleitfahrzeugen ab um diese Tour erst zu ermöglichen. Bei dieser Gelegenheit darf ich den vieren herzlich im Namen aller Teilnehmer für die Begleitung und Betreuung danken. Ohne wäre es unmöglich diese Tour in der Qualität zu bestreiten.
Ein Dank auch an das Reisebüro Springer, Brigitte Leitgeb hat wieder die Quartiere organisiert.
Bernd Mathy